pflegen-online: Auf Initiative des Deutschen Pflegerats und der Landespflegekammer Rheinland-Pfalz ist die Gründungskonferenz für eine Bundespflegekammer etabliert worden. Ein Schritt in die richtige Richtung?
Karl-Josef Laumann: Ich bin der Meinung, dass die Pflegekräfte in unserem Land eine schlagkräftige Interessenvertretung brauchen. Ob dies in Form einer Kammer oder in einer anderen Form geschieht, ist am Ende alleine die Entscheidung der Pflegekräfte selbst. Da es im kommenden Jahr voraussichtlich drei Landespflegekammern geben wird, in Rheinland-Pfalz, in Niedersachsen und in Schleswig-Holstein, halte ich es zumindest für einen konsequenten Schritt.
pflegen-online: Was sollen nach Ihrer Auffassung die zentralen Aufgaben einer Bundespflegekammer sein?
Karl-Josef Laumann: Wie jeder Dachverband würde diese in erster Linie die Interessen seiner Mitglieder koordinieren und nach außen vertreten. Auch die Weiterentwicklung des Berufsbildes ist denkbar. Aber: Die konkrete Aufgabenbestimmung ist natürlich ureigene Aufgabe der Mitglieder.
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pflegen-online: Tatsächlich gibt es ja schon jetzt viele Organisationen, die die Pflege vertreten. Braucht die Politik noch einen weiteren Ansprechpartner?
Karl-Josef Laumann: Es stimmt: Wir haben zum Beispiel Berufsverbände, Gewerkschaften oder auch lose Zusammenschlüsse engagierter Einzelner. Viele von ihnen machen auch einen tollen Job. Aber: Es gibt bisher nicht die eine schlagkräftige Stimme der Pflegenden. Und das muss sich ändern, damit die Interessen der Pflegenden „auf Augenhöhe“ mit den anderen Gesundheitsberufen vertreten werden. Dafür braucht es eine zentrale Interessenvertretung.
pflegen-online: Die Initiatoren der Bundespflegekammer halten die Etablierung von weiteren Landespflegekammern flächendeckend für notwendig, in denen alle Pflegefachkräfte des jeweiligen Landes persönlich organisiert sind. Unterstützen Sie dieses Ziel?
Karl-Josef Laumann: Wie bereits gesagt: Das ist allein die Entscheidung der Pflegekräfte selbst. Darum sieht der Koalitionsvertrag in NRW die Schaffung einer Interessenvertretung für Pflegende vor. Wir werden dafür die professionell Pflegenden in Nordrhein-Westfalen deshalb befragen, in welcher Form diese organisiert sein soll.
pflegen-online: Fachkräftemangel in der Pflege ist schon jetzt teilweise vorhanden – und wird sich in Zukunft verschärfen. Was kann ein Kammersystem für die Pflege dazu beitragen, Pflegeberufe attraktiv zu machen?
Karl-Josef Laumann: Eine Pflegekammer kann vor allem, eng orientiert an wissenschaftlichen Erkenntnissen und den realen Gegebenheiten, berufliche Standards verbindlich regeln. Hiermit geht auch eine Qualitätssteigerung in Aus- und Fortbildung einher. Die Arbeit einer Pflegekammer wird zudem das berufliche Selbstverständnis verändern und nachhaltig prägen. Pflege ist eine eigenständige Profession. Das ist für viele unserer europäischen Nachbarn völlig selbstverständlich.
Minister Lauman beim Deutschen Pflegetag
„Stärkung Selbstverwaltung“ ist auch der Titel einer Podiumsdiskussion im Rahmen der Eröffnung des Deutschen Pflegetags in Berlin am Donnerstag, 15. März 2018, in Halle 3. Karl-Josef Laumann, Minister für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes NRW, wird an diesem Tag über die Möglichkeiten schlagkräftiger Interessenvertretungen für professionell Pflegende sprechen.
Der Deutsche Pflegetag in Berlin vom 15. bis 17. März 2018 steht unter dem Motto „Teamarbeit – Pflege interdisziplinär!“. Informationen und Tickets
Foto: MAGS NRW
Interview: Helmut Laschet