Es gibt viele Führungsstile – und es ist gar nicht so leicht zu sagen, welcher richtig ist. Im Grunde lautet die Antwort: „Es kommt darauf an.“ Was in einer Situation sinnvoll ist, ist in einer anderen womöglich fehl am Platz. Doch wann ist welcher Führungsstil für ein erfolgreiches Konfliktmanagement angesagt?
Führungsstile: sechs Typen – sechs Stile
Autoritäre Führung (»Tun Sie, was ich Ihnen sage!«)
Autoritative Führung (»Begleiten Sie mich auf meinem Weg!«)
Affiliative Führung (»Für mich zählen vor allem die Menschen.«)
Demokratische Führung (»Was halten Sie davon?«)
Leistungsbetonte Führung (»Machen Sie es wie ich, und zwar jetzt!«)
Coachende Führung (»Versuchen Sie das doch einmal!«)
Erfolgreich in der Mitarbeiterführung ist, wer viele Führungsstile einsetzen kann – und ein Gespür dafür hat, wann etwa Demokratie auf Augenhöhe angesagt ist und wann an einer autoritären Führung kein Weg vorbeigeht. Erfahren Sie, in welchen Situationen welcher Stil am besten passt:
Jobportal pflegen-online.de empfiehlt:
Der autoritäre Stil – Motto: „Tun Sie, was ich Ihnen sage!“
Achtung: niemals ausschließlich anwenden – das wäre eine Katastrophe für alle Beteiligten. Das Arbeitsklima leidet und Ihre Mitarbeiter haben wenig Freude an eigenverantwortlichem Handeln, sondern beschränken sich auf das Allernötigste und betrachten sich selbst nicht wirklich als wichtigen Teil der Pflegeeinrichtung.
Wann?
Doch nicht immer ist der Moment dafür, dass sich alle erst mal zusammensetzen und gemeinsam auf Augenhöhe überlegen. Denken Sie an Notfälle und Gefahrensituationen, in denen schnelles Handeln angesagt ist und nicht erst lange debattiert werden kann. Macht ein Mitarbeiter beispielsweise gefährliche Fehler bei der Pflege, dürfen nicht erst die Konsequenzen dieses Handelns abgewartet werden, da ist sofortiges Eingreifen wichtig.
Wie?
Die Eigenschaften, die Sie beim autoritären Stil auszeichnen, sind: Klarheit in den eigenen Aussagen, prägnantes Handeln, Vermeiden von Diskusionen an dieser Stelle.
Der autoritative Stil – Motto: „Begleiten Sie mich auf meinem Weg!“
Untersuchungen haben gezeigt, dass dieser Führungsstil sich am positivsten auf das Mitarbeiterklima auswirkt.
Wann?
Dieser Stil bietet sich an, wenn es Zeit ist für einen Wandel, für neue Visionen. Wenn das Unternehmen in der Krise steckt. Wenn Mitarbeitern die Perspektive fehlt. Und nicht zuletzt, wenn in einer kritischen Phase Höchstleistungen erbracht werden müssen.
Wie?
Hier steht für Sie die Motivation Ihres Teams im Fokus. Sie entscheiden auch hier, wo es langgeht – aber die Freiheit und Selbstständigkeit der Mitarbeiter sind wichtige Faktoren, um das Eigenengagement zu fördern. Begeistern Sie Ihre Mitarbeiter mit Charisma für Ihre Visionen!
Affiliative Führung – Motto: „Für mich zählen vor allem die Menschen!“
Viele Führungskräfte in der Pflege fühlen sich mit diesem Stil am wohlsten. Hier ist Empathie gefordert und der Aufbau positiver Beziehungen. Auch dieser Stil wirkt sich positiv auf das Arbeitsklima aus.
Wann?
Wenn es belastende Situationen oder Verstimmungen im Team gibt oder Mitarbeiter ein offenes Ohr für ihre Probleme brauchen.
Wie?
Hier steht Menschlichkeit im Vordergrund. Sie sehen das Gute in Ihren Mitarbeitern, bringen Ihnen empathisch Verständnis entgegen und suchen bei Schwierigkeiten gemeinsam nach einer Lösung.
Demokratische Führung – Motto: „Was halten Sie davon?“
Eine demokratisch führende Persönlichkeit betrachtet Ihre Mitarbeiter als gleichwertige Partner im Team. So fühlen sich Ihre Mitarbeiter gesehen und sind zufriedener in ihrem Job.
Wann?
Immer dann, wenn Mitarbeiter auch die Konsequenzen ihrer Handlungen zu tragen haben. Auch bei der Urlaubs- und Dienstplanung sowie bei der Anschaffung von Arbeitskleidung oder Dienstfahrzeugen ist dieser Stil angebracht.
Wie?
Hier sehen Sie sich nicht als die einzig kompetente Kraft, sondern übertragen Ihren Mitarbeitern ein großes Maß an (Mit-)Verantwortung und beziehen sie aktiv in Entscheidungen mit ein.
Leistungsbetonte Führung – „Machen Sie es wie ich, und zwar jetzt!“
Dauerhaft angewendet ein Stimmungskiller für das Arbeitsklima und ein Garant für eine hohe Mitarbeiterfluktuation. Doch kurzfristig in Extremsituationen eine sinnvolle Lösung.
Wann?
Denken Sie an personelle Notsituationen: Mitarbeiter werden krank und andere müssen plötzlich einspringen. Projekte und Krisensituationen, die es erfordern, dass die Ärmel hochgekrempelt werden.
Wie?
Wenn Sie kurzfristig Höchstleistungen von Ihren Mitarbeitern erwarten: Bleiben Sie authentisch, indem Sie sich selbst ebenfalls besonders engagieren. Bleiben Sie jederzeit ansprechbar und motivieren Sie ihre Mitarbeiter. Behalten Sie im Blick, wo Sie selbst unterstützen können.
Coachende Führung – „Versuchen Sie das doch einmal!“
Hier steht die Zukunft des Mitarbeiters im Fokus: In welche Richtung geht es? Ohne Zwang werden hier auf Augenhöhe Wege erarbeitet. Ein erfolgreicher Mitarbeiter – ein erfolgreiches Unternehmen!
Wann?
Immer dann, wenn ein Mitarbeiter bestimmte Stärken entwickeln möchte. Wenn er sein Potenzial erkennen und ausschöpfen möchte. In einer (beruflichen oder persönlichen) Krise steckt, sich unsicher bei der Übernahme neuer Herausforderungen fühlt oder einfach, wenn neue Mitarbeiter eingearbeitet werden.
Wie?
Schärfen Sie Ihren Blick für die Potenziale, die Ihr Mitarbeiter für das Unternehmen hat. Geben Sie Ihrem Mitarbeiter Hilfestellungen auf dem Weg zu Zufriedenheit und Erfolg.
Haben wir Sie neugierig gemacht? Wenn Sie sich intensiver mit Führungsstilen und Konfliktmanagement beschäftigen möchten, haben wir diesen Buchtipp für Sie:
Dort finden Sie auch zahlreiche Praxischecks, die Ihnen helfen herauszufinden, wann in Ihrem Pflegeunternehmen welcher Führungsstil angesagt ist, sowie Übungen, die Sie dabei unterstützen, einen bestimmten Führungsstil zu trainieren und anzuwenden.
Eine Übung zum autoritativen Führungsstil aus dem Buch zum Testen
Schritt 1: Suche von Führungssituationen: Überlegen Sie sich drei Situationen, in denen autoritative Führung gefragt ist.
Schritt 2: Nehmen Sie nun die richtige Körperhaltung ein:
Sicherer Stand oder Sitz
Aufrechter Körper
Armfreiheit
Achten Sie auch auf einen festen und nach oben gerichteten Blick. Sprechen Sie angemessen euphorisch und begeistern Sie.
Schritt 3: Ausführung: Formulieren Sie nun zu jeder der drei Situationen einen passenden Satz. Sprechen Sie jeden Satz mit Begeisterung und Motivation aus. Bedenken Sie, dass Ihre Begeisterung auf die Mitarbeiter überspringen muss. Zeichnen Sie den Satz bei Bedarf mit einem Diktiergerät auf und hören Sie sich das Ergebnis an. Klingt das wirklich begeisternd? Wiederholen Sie den Vorgang so lange, bis Sie von dem Ergebnis wirklich überzeugt sind.
Autorin: Anja Töller
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