pflegen-online: Pflegealltag ist oft sehr fordernd. Es gibt emotional schwierige Situationen. Und dann noch der Schichtdienst – kann man da als Pflegekraft noch gut für sich sorgen?
Sven Bach: Natürlich, das muss man sogar. Gerade wenn es manchmal nicht einfach ist. Wichtig ist, dass man den Tag den Situationen angepasst plant. Sich also klarmacht, wann und wie Möglichkeiten bestehen zu essen und vor allen Dingen, was man essen möchte. Idealerweise überlässt man die Nahrungszufuhr nicht dem Zufall, so nach dem Motto: „Es wird schon jemand einen Kuchen mitbringen.“ Man sollte sich also immer vorbereiten.
Nicht immer gelingt es, regelmäßige Pausen einzuhalten oder Essen zu gehen. Was raten Sie in einer solchen Situation?
Auch wenn man mal nur fünf Minuten hat, ist es wichtig, dass man dann keine Fast-Food-Zwischenmahlzeiten wie Schokoriegel, belegte Brötchen mit viel Butter und Remoulade zu sich nimmt. Günstiger sind zum Beispiel ein Naturjoghurt, ein paar Nüsse oder ein Ei. Das sind Lebensmittel, die den Blutzuckerspiegel nicht so sehr nach oben treiben.
Was hilft als Seelentröster, ohne unnötig zu belasten?
Natürlich darf man auch mal was Süßes essen: Die Menge ist das Thema. Ein kleiner Schokoriegel, der zwischen 18 und 25 Gramm wiegt, zusammen mit einem Naturjoghurt, ist sicherlich in Ordnung. Wenn man sich aber zwei Stück Kuchen, süße Stückchen oder Schokoriegel genehmigt, führt das auf Dauer zu Problemen.
Wie kann ich eventuelle Gewichtsprobleme im Alltag angehen?
Energieaufnahme und Verbrauch müssen in Einklang kommen. Oftmals sind im Berufsalltag Säfte und Softdrinks ein Problem. Wenn man hier konsequent zu Wasser greift, ist man der Lösung schon ein Stück näher. Außerdem hilft es, sein persönliches Essverhalten zum Beispiel durch ein Essprotokoll zu beobachten, dann werden die Gründe für die Gewichtsprobleme oftmals schnell klar.
Wie schafft man es, während der Schicht genügend zu trinken?
Eigentlich ganz klassisch. Man sollte sich Ziele vornehmen. Diese Zwischenschritte kann man sich auf einer Flasche markieren. Wenn man während der Arbeitszeit ein bis anderthalb Liter trinkt, ist das ausreichend.
Stichwort: Nachtschichten. Was sollte man idealerweise vorher und währenddessen essen?
Empfehlenswert ist um Mitternacht eine warme Mahlzeit aus einer kleinen Menge Fleisch und Beilagen wie Nudeln oder Kartoffeln und einer großen Portion Gemüse. Das lässt sich gut zu Hause vorbereiten und mitnehmen. Gegen drei Uhr sollte man noch eine kleine Zwischenmahlzeit einplanen. Drei Stunden vor dem Schlafengehen trinkt man am besten keinen Kaffee, Schwarz- oder Grüntee mehr, um Einschlafprobleme zu vermeiden.
Pflegekräfte sind viel auf den Beinen. Brauchen Sie zusätzlich Sport?
Sport ist immer wichtig. Allerdings würde ich Pflegekräften, die im Dienst viel laufen, keinen Kardiosport empfehlen, sondern als Ausgleich Kraftsport unter guter Anleitung.
Interview: Kirsten Wenzel
Sven Bach
Die erfolgreiche Bekämpfung des eigenen Übergewichts (141 kg!) weckte bei Sven Bach das Interesse an gesunder Ernährung. Seit 1998 berät der Diätassistent Patienten mit ernährungsabhängigen Erkrankungen, zuerst als stellvertretender Diätküchenleiter in einer Klinik und seit 2007 in seinen eigenen Praxen. Sven Bach ist ein beliebter TV- und Radio-Ernährungsexperte. Im Rahmen der betrieblichen Gesundheitsförderung hält er regelmäßig Vorträge zum Thema Jobfood vor den Belegschaften großer Firmen.