Es ist ein deutliches Signal, das von den professionell Pflegenden in Brandenburg ausgeht: Ja, wir wollen eine Pflegekammer. Das gaben 56 Prozent der rund 1.700 befragten Pflegefachkräfte an, die in einer repräsentativen Umfrage des Marktforschungsinstituts Psyma im Auftrag des brandenburgischen Gesundheitsministeriums interviewt wurden.
„Eine Mehrheit der Brandenburger Pflegefachkräfte will eine wirkungsvolle Interessenvertretung in Politik und Gesellschaft. Sie wollen nicht länger hinnehmen, dass im anstrengenden Pflegealltag ihre Interessen hintanstehen“, sagte die brandenburgische Gesundheitsministerin Susanna Karawanskij (Die Linke). Dabei ließ sie jedoch offen, ob ihr Ministerium sich an das Ergebnis gebunden fühlt und dem Landtag die Gründung einer Pflegekammer empfehlen wird.
Befragung von Pflegefachkräften: Abschlussbericht bis Mitte Februar
Im nächsten Schritt will das Gesundheitsministerium die Ergebnisse sorgfältig analysieren. Laut Karawanskij sind die Äußerungen der Befragten teilweise widersprüchlich. So hätten viele Pflegende – darunter auch solche mit geringem Einkommen – angegeben, dass sie sich die Einrichtung einer Pflegekammer etwas kosten lassen würden. Gleichzeitig spricht sich eine Mehrheit von 53 Prozent gegen einen Pflichtbeitrag aus. Der Abschlussbericht soll Mitte Februar 2019 erscheinen.
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„Bei der Interpretation der Ergebnisse werden wir sehr genau darauf achten, dass in den Empfehlungen der Landesregierung an den Landtag tatsächlich der Wunsch der professionell Pflegenden abgebildet wird,“ so Franziska Rahmel, Geschäftsführerin des Deutschen Berufsverbandes für Pflegeberufe (DBfK) Nordost e.V.
Pflegekammer: Eine starke Lobby für die Pflege
Eine Landespflegekammer übernimmt als Körperschaft des öffentlichen Rechts bestimmte staatliche Aufgaben – sie erlässt etwa eine Berufsordnung für Pflegefachkräfte und vertritt die Interessen ihrer Mitglieder in Gesetzgebungsverfahren. Per Gesetz wären alle in Brandenburg tätigen Angehörigen der Pflegefachberufe Pflichtmitglieder. „Anders als bisher hätte die Pflege dann im Landespflegeausschuss nicht nur eine beratende Funktion inne, sondern wäre mit einer Stimme vertreten und könnte auf Augenhöhe mit anderen Mitgliedern wie der Ärztekammer oder den Kassenverbänden agieren“, so Rahmel.
Derzeit gibt es drei Pflegekammern in Deutschland: die Pflegeberufekammer Schleswig-Holstein, die Pflegekammer Niedersachsen und die Landespflegekammer Rheinland-Pfalz.
Aufklärung über eine Pflegekammer in Brandenburg
Im Vorfeld der Befragung konnten sich Pflegefachkräfte in Brandenburg bei 14 neutralen und ergebnisoffenen Dialogveranstaltungen in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen eine Meinung über die Errichtung einer Pflegekammer bilden. Dort hatten Ausschüsse, Initiativen, Gewerkschaften, Berufsverbände und Arbeitgeber die Möglichkeit, sich einzubringen. Außerdem verschickte das Gesundheitsministerium 17.000 Informationsflyer.
Anschließend wurden 1.690 Pflegefachkräfte telefonisch interviewt. Ihre Antworten sind den Angaben des Marktforschungsinstituts zufolge repräsentativ für die Grundgesamtheit der Pflegefachkräfte. Eine weitere Online-Befragung wurde nicht ausgewertet, da die Teilnehmer diese in der Regel nach den Dialogveranstaltungen ausfüllten und die Ergebnisse daher aufgrund der Selbstselektion nicht repräsentativ sind.
Kati Borngräber