„Auch wenn noch Einiges zu tun ist, entwickelt sich die Pflegequalität doch insgesamt in die richtige Richtung.“ Das ist seit 1. Februar 2018 auf der Homepage der Krankenkassen zu lesen. Diese Aussage bezieht sich auf den nun 5. vorliegenden Qualitätsbericht des MDS (Medizinischer Dienst des GKV-Spitzenberbandes) zu den Ergebnissen in den Pflegeeinrichtungen und ambulanten Diensten. Es wurden nach eigenen Angaben 26.000 Einrichtungen bundesweit geprüft. Die Qualität habe sich weiter verbessert gegenüber den vorangegangenen Berichten.
Hauptsache die Dokumentation stimmt
Wie kann es sein, dass sich die Qualität verbessert, wenngleich die Versorgung in Fragen gestellt wird - bei sinkenden Fachkräften und steigenden Krankheitsquoten unter Pflegekräften. Heißt das, weniger Fachkräfte, weniger Pflegekräfte sorgen für mehr Qualität?
Weit gefehlt. Nicht die Ergebnisqualität hat sich verbessert, sondern die Art der Dokumentation wurde weiter den Wünschen der MDK-Prüfer angepasst. Es ist schließlich noch immer so, dass nicht der zufriedene Kunde zählt. Dass nicht die richtige Injektionstechnik beim Insulinspritzen zählt. Es wird vom MDK-Prüfer geschaut, ob die verordnete Insulinmenge abgezeichnet wurde und dann ist angeblich die Qualität erfüllt. Ob der Kunde blaue Flecke hat oder das Insulin auch so erhielt, wie verordnet, ist irrelevant, jedenfalls nicht Bestandteil des Prüfkatalogs. Gleiches gilt bei Nahrungsaufnahme. Es ist nicht zu werten, wenn ein Pflegebedürftiger in 20 Minuten sein Mittagsmenü bekommt, es wird nur gewertet, dass das Ernährungsprotokoll quittiert ist.
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Die Noten sind eine Farce
Und beim Umgang mit Menschen mit Demenz geht es eben nicht darum, ob man liebevoll auf die Menschen zugeht, deren Bedürfnisse aufnimmt und umsetzt, sondern ob es biografische Bezüge in der Dokumentation gibt.
Bitte auf die Versorgungsqualität schauen!
Für mich sind alle Noten und alle Zahlen aus diesem Qualitätsbericht eine Farce.
Es wird Zeit für eine grundlegende Reform der Qualitätsprüfungen. Dass nicht weiter die Dokumentationsqualität im Vordergrund steht sondern die tatsächliche Ergebnis und Versorgungsqualität. Und bis dahin soll, glauben wir Herrn Laumann & Co., kein langer Weg mehr sein. Schon 2019 sollen die Qualitätsindikatoren die seit 2010 feststehen zu Mobilität und Selbstversorgung sowie Risiken, eingeführt werden.
Wir warten gespannt.
Über Jutta König
Jutta König ist Altenpflegerin, Pflegedienst- und Heimleitung, Wirtschaftsdiplombetriebswirtin Gesundheit (VWA), Sachverständige bei verschiedenen Sozialgerichten im Bundesgebiet sowie beim Landessozialgericht in Mainz, Mitglied im Bundesverband der unabhängigen Pflegesachverständigen und Pflegeberater, Unternehmensberaterin, Dozentin in den Bereichen SGB XI, SGB V, BSHG, Heimgesetz und Betreuungsrecht. Tätig im gesamten Bundesgebiet für verschiedene Auftraggeber.
Autorin: Jutta König
Illustration: Götz Wiedenroth