Nur wenn die Gehälter in der Pflege drastisch steigen, werden sich genügend junge Menschen für den Beruf interessieren, ist Markus Mai, Präsident der Landespflegekammer Rheinland-Pfalz überzeugt. Konkret bedeutet dies für ihn: Ein Bruttogrundgehalt für Vollbeschäftigte von mindestens 4.000 Euro monatlich und eine deutlich bessere Entschädigung für die Arbeit zu unattraktiven Dienstzeiten.
„Die Ausbeutung muss ein Ende haben“
Dieses Ziel sei allerdings nur durch eine produktive Zusammenarbeit mit den Gewerkschaften zu erreichen, so Mai. Es sei nun an der Gewerkschaft den nächsten Schritt zu tun. „Und wir möchten dann nicht über einen Stundenlohn von 16 Euro in der Altenpflege reden. Die Ausbeutung in der Pflege muss ein Ende haben.“
„Teilweise Finanzierung aus Steuern ist sinnvoll"
Jobportal pflegen-online.de empfiehlt:
Insbesondere in der ambulanten Pflege fordert Mai Nachbesserungen. Die Gefahr sei groß, dass sie zur Pflege zweiter Klasse werde. „Hier brauchen wir deutlich mehr Personal. Ansonsten laufen wir Gefahr, dass Patienten ihr Vertrauen in die ambulante Versorgung verlieren und das obwohl sie gerne in einem vertrauten Umfeld gepflegt werden möchten. Zudem muss auch die stationäre Altenpflege neben den schon zugesagten 13.000 zusätzlichen Stellen deutlich aufgewertet werden, ohne dass dafür die Pflegebedürftigen zur Kasse gebeten werden. Der Vorschlag von Jens Spahn, steuerfinanzierte Aspekte in die Finanzierung zu integrieren, ist deshalb vorbehaltlos zu unterstützen“, sagt Mai.
Mai: In Kürze wird der erste Träger über Tarif zahlen
Mai fordert alle Altenpflegeeinrichtungen, die noch keinen Tarif zahlen, auf, diesen jetzt endlich einzuführen. „Nie war die Gelegenheit günstiger. Denn die Differenz des aktuellen Gehalts zum Tariflohn wird in der Altenpflege seit Beginn dieses Jahres gegenfinanziert - das sieht das neue Pflegepersonalstärkungsgesetz vor."
Wer jetzt nicht handelt, wird bald das Nachsehen haben, ist Mai überzeugt. „Ich halte es für sehr wahrscheinlich, dass es bald einzelne Träger mit Tarifverträgen geben wird, die deutlich über TVöD-Niveau liegen. Und damit sichern sich diese Unternehmen einen erheblichen Vorteil im War-for-Talents in der Pflege. Weitere Träger werden nachziehen. Wer dann weiterhin bei den Pfleggehältern spart, wird sein Angebot mangels Personal reduzieren müssen."
Auf die Frage, ob die Forderung eines Mindestgehalts von 4.000 Euro nicht übertrieben sei, sagt Mai: „Mein Auftrag ist es sicherzustellen, dass Pflegekräfte fair und angemessen behandelt werden und der Nachwuchs sich weiterhin für diese sehr anspruchsvolle Profession interessiert. Wenn dies nur über eine längst fällige bessere Bezahlung möglich ist, ist es meine Pflicht, diese zu fordern."
Autor: pflegen-online/kig
Illustration: Peter Funken